Einst galt die westlichste Kanareninsel als das Ende der Welt. Bis Christoph Kolumbus 1493 einen Zwischenstopp einlegte, bevor er weiter gen Westen segelte und schließlich Amerika entdeckte. Den Charme, an den Rändern der Zivilisation zu liegen, ein Ende-der-Welt-Feeling auszustrahlen, das einen wieder erden kann, besitzt El Hierro noch heute. Weitgehend unberührt vermögen kontrastreiche Szenerien und wunderschöne Orte zu berühren. Hier die vulkanische Mondlandschaft, dort der moosbehangene Feuchtwald und die einsame Badebucht mit schwarzem Strand.
Sechs Naturschutzgebiete gibt es, schon vor 20 Jahren ernannte die UNESCO El Hierro zum Biosphärenreservat. 2014 folgte die Aufnahme in die Liste der Geoparks. So zeichnet die UNESCO Regionen mit einmaligen Landschaftstypen aus. Zwar ist El Hierro wie die anderen kanarischen Inseln vulkanischen Ursprungs, allerdings viel jünger, und so haben die Elemente ihrem Angesicht im Laufe der Jahrmillionen noch deutlich weniger zugesetzt. Ihre Jugend macht sie also so unverwechselbar besonders.
Ein weiterer Grund für die Auszeichnung zum Geopark ist die ressourcenschonende Energieversorgung der Insel. Mussten früher Schiffe Diesel liefern, erzeugt heute das Kraftwerk »Gorona del Viento« – das man übrigens besuchen kann – Strom mit Windrädern. Nicht genutzter Strom pumpt Meerwasser in ein höher gelegenes Becken, das bei Bedarf wieder durch Rohre abgelassen wird und Turbinen antreibt. So haben die Bewohner auch dann Strom, wenn kein Wind weht. Daneben wird der Strom benutzt, um Meerwasser zu entsalzen und Trinkwasser zu gewinnen. Mit Stolz sagen die Herreños daher, ihre Insel sei die erste der Welt, deren Energiebedarf ausschließlich von Wind und Wasser gedeckt wird. Und die Pläne gehen noch weiter: Solaranlagen auf Hausdächern sollen Warmwasser liefern, der Automobilverkehr vollständig elektrisch werden. So zeigt eine Insel am Rande der Zivilisation, wie Zukunft geht. Und bleibt gleichzeitig ein Ort, dessen Ursprünglichkeit lange nachhallt.